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Finnmaster Husky R8

TEST FINNMASTER HUSKY R8

Die Finnmaster Husky R8 der finnischen Werft Finn-Marin ist das neue Flaggschiff einer Baureihe von Aluminium-Bowridern mit GFK-Innenschale. Die kraftvolle Husky R8 ist ein Männerspielzeug, mit dem man bei Geschwindigkeiten bis zu 50 Knoten viel Spaß haben kann…

Erst 1990 gegründet, hat sich die junge finnische Werft Oy Finn-Marin Ltd. mittlerweile zu einer der Topwerften des Landes entwickelt und bietet derzeit vierzehn verschiedene Bootstypen aus zwei unterschiedlichen Werkstoffen an – Aluminium und GFK. Hierbei geht das Angebot vom Bow Rider über die Console bis zum Day- und Cabin Cruiser „Pilot 8“ mit 27,5 Fuß. Bevor die in den finnischen Montagehallen in Kokkola und Kalajoki gefertigten Boote in Serie gehen, werden sie unter rauen Bedingungen ausgiebig getestet. Die Finnmaster Husky R8 ergänzt die beiden bereits vorhandenen Aluminium-Modelle der Bow Rider R-Serie, Husky R6 und Husky R7. Das neue Flaggschiff erweitert die Aluminium-Baureihe in den Bootslängen von 5,86 m (R6) über 6,45 m (R7) auf 7,55 m (R8).

Wie alle Finnmaster-Boote stehen auch die Huskys für modernes Design, Sicherheit und Lifestyle. Als Hightech-Produkte müssen sie keinen Vergleich mit Aluminiumbooten anderer und traditionsreicher finnischer Werften scheuen. Wir hatten Gelegenheit, die Husky R8 auf der Finnboat Floating Show im Juni 2016 im südfinnischen Schärengebiet Archipelago zu testen. Dabei entpuppte sich der Alu-Gleiter als handfestes Männerspielzeug, wurde beim Test 45 Knoten schnell.

Durch seine moderne und etwas futuristisch anmutende Form zieht der 7,55 m lange und 2,46 m breite Bow Rider sofort die Blicke auf sich. Das 300-PS Yamaha Kraftpaket am Heck lässt Sportlichkeit erahnen. Äußerlich betrachtet, besticht die Husky R8 durch ein minimalistisches Design mit auffallender Kompaktheit ohne überflüssigen Zierrat. Der bis zu acht Millimeter starke Aluminium-Rumpf aus Seewasser- und korrosionsbeständigem 5083’er Marine-Aluminium umhüllt eine selbstlenzende GFK-Innenschale, die wiederum in allen Trittbereichen mit geriffelten Aluminiumblechen beschlagen ist. Der Rumpf selbst ist gegen Oxidation zusätzlich mit einer TFC-Dünnschicht-Beschichtung versehen. Eine modifizierte Polymerkombination aus Siliziumdioxid oder Silizium sorgt für eine schmutzabweisende, feste und haltbare Oberfläche gegen Wettereinflüsse, UV-Strahlung, Abrieb, Korrosion und chemische Einflüsse.

Gehen wir an Bord der Finnmaster Husky R8. Das kann über die Bugleiter, über Stufen an den Konsolen, über das Heck oder schnurstracks über die Bordwand geschehen. Stabile Handläufe garantieren dabei Sicherheit. Das gesamte Deck zeigt sich inklusive praktischer Detaillösungen funktionell und übersichtlich. Im Cockpit dominiert ein U-Sitzgruppe mit großer Hecksitzbank. Unter den Sofas befinden sich Stauräume, z.B. für Fender und andere Utensilien. Die Sitze sind mit einem strapazierfähigen und wasserabweisenden Silvertex-Stoff bespannt. Der Abstand zwischen den beiden Längssitzbänken beträgt 185 cm. Die dazwischen aufzubauende Dinette lässt sich mit wenigen Handgriffen zu einem Sonnendeck für drei Personen verwandeln. Vor Wetter schützt ein im eingeklappten Zustand unsichtbares Bimini-Verdeck, welches ebenfalls mit wenigen Handgriffen ausgeklappt werden kann. Die Gestänge und das Dach des Verdecks sind mit einem durchdachten Mechanismus jeweils hinter den Sitzbänken der Cockpit-Sitzgruppe verborgen.

Der anthrazitgraue, praktisch-funktionelle Steuerstand verhindert Sonnenreflexionen und ist den technischen Erfordernissen angepasst. Sichtbares Hirn der Steuerzentrale ist ein optionaler und netzwerkfähiger Garmin GPSMAP 7407xsv Kartenplotter mit 7-Zoll Display, integriertem Dualecholot und WLAN. Daneben befindet sich das Display der Yamaha-Kontrolleinheit, auf dem alle relevanten Betriebsdaten des Motors sofort im Blick sind. Neben dem Joystick für ein Bugstrahlruder gibt es eine automatische Trimmeinheit der finnischen Firma Mente-Marine und natürlich die Schaltung für den Außenborder.

Pilot und Co-Pilot sitzen in ergonomischen und verstellbaren Offshore-Sesseln, die Fußstützen sind abgewinkelt. In der Konsole des Steuerstandes ist zudem ein optionaler 50-Liter-Weaco-Kühlschrank untergebracht. In der gegenüberliegenden Konsole auf der Backbordseite gibt es ein großes Staufach und darüber das abschließbare ‘Handschuhfach’. Darin befindet sich das Radio bzw. Entertainment-System mit zwei USB-Buchsen für externe Geräte wie Smartphones o.ä.. Dieses Fach ist zudem für seemännisches Kleinzubehör gedacht. Neben dem Sitz des Co-Piloten gibt es vier Halterungen für Getränkeflaschen und Becher.

Das ganze Cockpit der Finnmaster Husky R8 wird zum Vorderdeck hin von einer hohen, geteilten und sich bis weit hinter die Cockpit-Sitze ziehenden Windschutzscheibe geschützt. Sie ist so konstruiert, dass auch die Mitfahrer auf den hinteren Plätzen kaum Wind abbekommen. In die Enden der Scheibenrahmen sind die Positionslichter integriert. Zwei Parallelogramm-Scheibenwischer sorgen jeweils für den richtigen Durchblick. Durch eine zweigeteilte Tür zwischen den Konsolen gelangt man zur L-Sitzgruppe auf das Vorderdeck und hat so einen ordentlichen Bewegungsspielraum. Auch hier finden sich unter den Sitzbänken praktische Staufächer. Und da es in vielen nordischen Ländern nicht unüblich ist mit dem Bug anzulanden, gibt es im Bug der Husky auch eine ausklappbare Bugleiter. Der Anker befindet sich stattdessen auf der Backbordseite des Hecks. Die eigentliche Badeleiter ist an der steuerbordseitigen Badeplattform angebracht.

Zum Festmachen der Finnmaster Husky R8 gibt es vier große ‘Nordik’-Klampen plus eine weitere sinnvolle und raffinierte Detaillösung. Etwa mittschiffs auf der Steuerbordseite unterstützt ein ‘absenkbarer Poller’ an der oberen Bordwand das Handling des Skippers bei Anlegemanövern. Diese kleine unscheinbare und versenkbare Klampe entpuppt sich als ein wirklich nützliches Zubehör.  Am Heck prangt, eingerahmt von einem dicken Geräteträger aus Edelstahl, der 260 Kg schwere Yamaha F300 BETX mit einem Salzwasser II SDS Propeller (verringert das Rütteln bei Schaltvorgängen und reduziert Lärm) in der Größe von 15 x 20-M. Der Vier-Takt V 6 – Motor neuester Generation mit einem Hubraum von 4.169 ccm ist ein ultimatives Kraftpaket. Der Vollgasdrehzahlbereich liegt zwischen 5.000 – 6.000 Umdrehungen min-1. Der DOHC-Motor mit 24 Ventilen und elektronischer Kraftstoffeinspritzung (EFI) hat ein vergleichbar geringes Gewicht bei großem Hubraum, Verfügt über eine One-Touch-“Start/Stopp“-Steuerung, kann mit mehreren Motoren synchronisiert werden, verfügt über eine SDS-Dämpfung für leichte Gangwechsel, über variable Trolling-Drehzahlen und besitzt eine elektronische Diebstahlsicherung von Yamaha (Y-COP) und natürlich eine elektrohydraulische Trimm- und Kippanlage.

Wir legen aus dem Leerlauf bei 600 min-1 den Gang ein und starten bei einer angenehmen Geräuschkulisse von 60 dB. Es geht moderat voran, bis sich das Boot relativ unspektakulär bei etwa 2300 min-1 in Gleitfahrt begibt. Dabei ist bemerkenswert, dass sich die Nase des Bootes in der Übergangsphase kaum merklich in die Höhe reckt und immer beste Vorausschau ohne lästigen ‘Blindflug’ gewährleistet ist. Bei 2500 min-1 ist die Husky schon über 17 Knoten schnell und jetzt geht es bis zur Vollast bei etwa 5600 min-1 sehr sportlich und lauter weiter. Die Umgebung fliegt förmlich vorbei und wir werden in die Offshore-Sitze gepresst. Bei 83,3 km/h und 82 dB erreichen wir das am Testtag mögliche Highspeed-Level. Dabei ist der Geradeauslauf hervorragend stabil. Der Gleiter nimmt Kurven und Kursänderungen an, ohne einen Strömungsabriss am Heck zu verzeichnen.

Zur Trimmung reicht bereits die Up & Down-Funktion des Motors, um den Bug des Bootes in eine optimierte Lage zu bringen. Tipp: Motor nach unten getrimmt (down) hebt das Heck und senkt den Bug. Motor nach oben getrimmt (up) hebt den Bug und senkt das Heck. Optimal für glatte Wasserflächen ist eine gerade Trimmung. Da eine Finnmaster Husky R8 jedoch für neun Personen zugelassen ist, dürfte wegen der eventuell ungleichen Lastverteilung je nach Personenzahl, eine Trimmung mittels Trimmklappen durchaus nützlich sein. Selbstverständlich werden Geschwindigkeitsfreunde die Endgeschwindigkeit mit perfekter Trimmung optimal ausreizen können.

Von praktischer Erkenntnis ist auch, dass die Finnmaster Husky R8 butterweich durch Wellen geht und z.B. hohe Heckwellen anderer Schiffe sauber schneidet. Selbst wenn das Boot über einer Welle abhebt und in eine ‘Flugphase’ kommt, taucht der Bug bei der ‘Landung’ weder tief ein, noch nimmt er Wasser. Die ‘Nase’ bleibt immer oben und die Besatzung trocken! Allerdings könnte dieser Wellenritt für die dabei nicht durch Offshore-Sitze geschützte Besatzung schmerzhaft sein, denn das Boot schlägt bei der Landung hart auf. Skipper mit einem orthopädischen Bewusstsein können diesen Effekt natürlich durch moderate Fahrweise begrenzen. Zudem ist das Boot buchstäblich wendig wie ein Hase und fühlt sich dabei immer sicher an.

Fazit: Alle Huskys sind als Mehrzweckboote konzipiert. Dabei kann besonders das Finnmaster Husky R8 Spaßboot und mit einem Gegenwert des Gewichtes von neun Personen zugleich Transporter sein. Für die Finnen ist das Husky R8 ein Boot, mit dem man schnell und sicher von A nach B kommt und Fahrspaß hat. Mit einer Rumpfkimmung von 19 Grad lässt sich das Boot an jedem Sandstrand problemlos landen, der Motor hat eine Flachwassereinstellung. Das Husky R8 ist ein komfortabler Bow Rider für eher offene Gewässer. Auf großen Flüssen, Binnenseen, in den deutschen Boddengewässern um Rügen und an der Ostseeküste könnte das in Klasse C zertifizierte Boot ein tolles Verkehrsmittel und Freizeitboot (Wasserski/Wakeboard) sein. Verarbeitung, Handling, Performance und Design sind absolut top und wecken Begehrlichkeiten. Der Preis hingegen könnte den Wunsch nach dem Hightech-Boot egalisieren: Motorisiert mit einem Yamaha F250 DETX müssen 83.000 Euro berappt werden. In der getesteten Variante mit einem Yamaha F300 BETX schlägt der Spaß mit knapp 88.000 Euro zu Buche. Dafür bekommt man aber einen wertstabilen und langlebigen Qualitäts-Hingucker, der in dieser Klasse kaum Wünsche offen lässt. In dieses Boot kann man sich durchaus verlieben.

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